Eine einfache Hilfe, die die Arbeit erleichtert und somit das Selbstwertgefühl steigert: Mit Levelup steht den Menschen der Werkstätten der Barmherzigen Brüder ein Assistenzsystem zur Verfügung, das genau das bewirkt. „Es ist schön, zu sehen, wie begeistert die Menschen sind und wie sie strahlen“, sagte Gerhard Eichner. Er ist der Marketingleiter der Dingolfinger Firma DE Software & Control GmbH, die das Assistenzsystem entwickelt hat. Er und Geschäftsführer Friedrich Steininger stellten am Mittwochnachmittag dem Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr, den Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier und Dr. Petra Loibl das System vor.
Es war der Wunsch von Geschäftsführer Steininger, die bereits vor allem in der Automobilindustrie bewährten Assistenzsysteme auch Menschen mit Behinderung zur Verfügung zu stellen. Daher sei man auf die Barmherzigen Brüder zugegangen. „Seitdem sind gut zwei Jahre vergangen, in denen wir beraten, entwickelt und getestet haben“, erklärte Eichner.
Das erste Ergebnis in Form eines Prototyps hielt dann vor etwa einem halben Jahr Einzug in die Werkstätten der Barmherzigen Brüder. Zuerst habe man sich hierfür die Arbeit der Menschen angesehen: Viele Aufträge sind Kommissionsarbeiten, erklärte Elke Steubl, Abteilungsleiterin bei den Barmherzigen Brüdern, also etwa verschiedene Teile zusammenzusuchen und miteinander abzupacken. Bisher habe man hierfür mit analogen Vorlagen gearbeitet, sprich: ein Karton, auf dem die Teile, die in den Beutel kommen, aufgeklebt waren und der den Werkstättenbeschäftigten so als Orientierung und Schablone diente. „Aber man kann sich denken: Spaß macht das so keinem. Und das geht dann an unserem Ziel vorbei.“
„Ich geh hier nicht mehr weg“
Durch eine „glückliche Fügung“ sei es dann zur Zusammenarbeit mit DE Software & Control gekommen. Heute ersetzt ein Display den Karton, das anzeigt, welches Teil als Nächstes in die Tüte kommt. Zusätzlich leuchtet am entsprechenden Fach ein grünes Licht auf. Der Druck auf die Bestätigungstaste leitet dann den nächsten Arbeitsschritt ein.
Mittlerweile sind zwei dieser Arbeitsplätze bei den Barmherzigen Brüdern im Einsatz. Das neueste Modell ist dabei höhenverstellbar und auch sonst „total flexibel“. So kann der Arbeitsplatz auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung angepasst werden. „Unsere Beschäftigten sind begeistert“, erklärte Werkstattleiter Harald Auer. „Plötzlich können sie Arbeiten erledigen, die sie vorher nicht machen konnten.“ Einer der ersten Mitarbeiter, die das neue Assistenzsystem testen durften, sei beispielsweise anfangs skeptisch gewesen, weil er weder lesen noch schreiben könne und von der Technik daher erst einmal abgeschreckt war. Nach den ersten zwei Handgriffen jedoch war für ihn klar: „Das ist mein Arbeitsplatz, ich geh hier nicht mehr weg.“
„Wir wollen den Menschen in den Mittelpunkt stellen und ihn unterstützen und fördern, nicht ersetzen“, erklärte Geschäftsführer Friedrich Steininger die Philosophie seiner Firma. Genau das habe man bei den Barmherzigen Brüdern umsetzen können. Die Menschen schaffen mithilfe des Systems anspruchsvollere Aufgaben, haben Erfolgserlebnisse und damit auch mehr Spaß an der Arbeit. „Wir wurden sogar schon von einigen Familienmitgliedern darauf angesprochen, wie glücklich ihre Angehörigen aus der Arbeit kommen“, erzählte Elke Steubl.
Die Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier und Dr. Petra Loibl sowie OB Pannermayr zeigten sich beeindruckt von der modernen Lösung in der Werkstätte und lobten den Mut zur Innovation – auch wenn sich die Ausgaben für Levelup wohl nicht mit den darauf abgearbeiteten Aufträgen aufwiegen lassen. Daher versprachen die beiden Landtagsabgeordneten, nach Lösungen zu suchen und Fördermittelmöglichkeiten auszuloten.
Quelle: Straubinger Tagblatt, Ausgabe vom 5. März 2020
Nicht nur das Straubinger Tagblatt, sondern auch NiederbayernTV hat unseren Besuch bei den Barmherzigen Brüdern in Straubing begleitet: